Beckenbodengymnastik
Physikalische Therapie der Beckenbodeninsuffizienz
In Abhängigkeit von der Grunderkrankung sind unterschiedliche Methoden wirksam.Um Aussagen über die Wirksamkeit einzelner Therapieformen in der Behandlung der Harninkontinenz treffen zu können, untersuchten Wissenschafter des Instituts für Physiotherapie der Friedrich-Schiller-Universität Jena (B. Bocker, U. C. Smolenski) 24 Patientinnen mit neuromuskulärer Beckenbodenschwäche sowie 24 männliche Patienten nach Prostatektomie.
In einer kontrollierten, prospektiven Längsschnittstudie erhielten je 8 Patienten jeder Diagnosegruppe nach randomisierter Zuordnung eine Serie Elektrostimulation der Beckenbodenmuskulatur (ES), Biofeedbacktherapie (BF) und EMG-getriggerte Elektrostimulation (EMG-ES) in Kombination mit einer standardisierten Krankengymnastik (KG).
Hauptzielparameter war der Harninkontinenzgrad, Nebenzielparameter die Häufigkeit der Inkontinenzepisoden und Beckenbodenspannung, gemessen über den Oberflächen-EMG-Bereich.
In Bezug auf den Harninkontinenzgrad waren die Ergebnisse am Studienende bei Einsatz der Feedbackverfahren signifikant besser als nach isolierter Elektrostimulation.
In der Beeinflussung der Inkontinenzepisoden konnte die bessere Wirkung der Biofeedbackverfahren im Follow-up gesichert werden.
Bezüglich des EMG-Bereiches zeigt die reine Elektrostimulation im Gegensatz zu den Feedback-gekoppelten Verfahren keine Wirkung auf die Muskelaktivität.
Bei isolierter Betrachtung der Diagnosegruppen führte reine Biofeedbackbehandlung bei den prostatektomierten Patienten zur Abnahme der Harninkontinenz über das Therapieende hinaus.
Dagegen hatte EMG-getriggerte Elektrostimulation des Beckenbodens den nachhaltigeren Effekt auf den Harninkontinenzgrad der Patientinnen mit Postpoliosyndrom.
Die Wissenschafter nehmen an, dass bei operierten Patienten die Wiedereingliederung der Beckenbodenmuskulatur in ein kontinenzerhaltendes Muskelzusammenspiel mittels Biofeedback -unterstützter Krankengymnastik effizient ist, wogegen bei neurogener Muskelschwäche zusätzlich eine EMG-abhängige Elektrostimulation zur Funktionsverbesserung erforderlich ist.